Foto: Ralf Dombrowski
Ein erster Test für Konzerte in der NachtKantine war am 27. Oktober der Auftritt von Chop Gelado um den Saxofonisten Tom Reinbrecht und den portugiesischen Gitarristen und Sänger Paulo Alves. Richtig Fahrt aufnehmen wird eine Konzertreihe der Nachtkantine dann auf dem Höhepunkt des Faschings nächstes Jahr. Ein richtiger Kracher ist ausgelegt mit Roland Hefters Isarrider, die am Rosenmontag bayrisch-derb-charmant Gas geben, gefolgt von einem groovenden Faschingsdienstag-Ausklang mit der afro-kubanischen Band Jobarteh Kunda. Ende März kommt dann Ecco DiLorenzo mit seinem neuen Innersoul-Format. Der bekennende NachtKantinen-Fan, der keine Salsa-Party dort versäumt, präsentiert bei jedem seiner Termine musikalische Gäste und eigenen DJ. Da fährt ein echter Soultrain am Ostbahnhof ein. Ende April feiern dann Table for Two ihr 30jähriges Bühnenjubiläum. Boogie-Schnulzen-Hipster Harry Kulzer und seine gutgekleideten Jungs hatten bei anderem runden Anlass schon einmal ein ausverkauftes Prinzregententheater.
Seitdem Werksviertel-Chief Werner Eckart die Bühne in die NachtKantine eingebaut hat, träumten einige der Kultfabrikler davon, in diesem großzügigen Raum mit Vollgastronomie und tollen Terrassen das Feeling des legendären Nachtcafés wieder aufleben zu lassen. Da hieß es allerdings abwarten, bis Anfang dieses Jahres der tiefgreifende Wandel des Geländes zum Werksviertel Gestalt annahm. Tiefgreifend in Tat, wie man am fortschreitenden Aushub gegenüber der NachtKantine sieht, dem Ort, wo das neue Konzerthaus entstehen wird und wo das Gros der vielen kleineren Discos verschwunden ist. Dass dieser Ansatz wohl Sinn macht, zeigt das Auftauchen gleich zweier Kritiker der Süddeutschen Zeitung, die auf ihrer Tour im musikalischen Osten der Stadt vor Wolfgang Schmid in der Unterfahrt in der NachtKantine Halt machten.
Chop Gelado, die im Sommer im Filmcasino ihre CD „Places I Faces I Traces“ erfolgreich vorgestellt hatten, präsentierten in der NachtKantine in ihrem dreiteiligen Konzert erstmals ihr neues Projekt „Chop e Espresso“ mit Alexa Beattie an der Viola und Anna Rehker am Cello. Tom Reinbrecht am Sopransax im Satz mit den beiden Streicherinnen, Thomas Simmerl nur an der Drumbox, Paulo Alves, Stimme und Gitarre. Bis vor Kurzem hörte man solchen Satz selten, obwohl schon die legendäre Band Sinto um Hannes Beckmann vor dreißig Jahren mit dem einmaligen Groove von Geige, Tenorsaxofon und Trompete ebenfalls mit portugiesisch-brasilianischem Sound Furore machte. Der Klang ist fein und elastisch und die Streicher ziehen dynamisch nach vorne. Paulo Alves präsentierte uns eine Hey Jude-Version im Bossa Style und Madalena, obschon komplex und raffiniert arrangiert, hatte wieder einmal das, was Chop Gelado so auszeichnet, Ohrwurmqualität auf höchstem Niveau. Tom Reinbrecht, dessen eleganter Stil an Earl Bostic und Benny Carter erinnert, entführte den Bossa-Groove mit Hammond-Sound von Matthias Bublath, dem Bass von Patrick Scales und den Drums von Thomas Simmerl in die Höhen des souligen Swing. Und weils so schön war blieben die beiden Streicherinnen bei den Titeln der Hauptband Chop Gelado gleich an Bord.