An diesem ersten Freitag im November war für die Fans von Boogie, Lindy Hop und Salsa gleich zweimal Tanz zur Live-Musik von der Tanzschule OnStage geboten. Sozusagen ein Two Step, wenngleich dieser Country-Cajun-Tanz wahrscheinlich von Christine von Scheidt und Felipe El Vecino noch nicht angeboten wurde. Allerdings muss man da vorsichtig sein, so umfangreich wie sich das Kursangebot der Tanzschule, die im Werk 9 beheimatet ist, liest. Im Bereich der swingenden vier Viertel stolpern wir als Anfänger im Schnupperkurs zum Beispiel über Exotischeres wie Shag oder Balboa, im zwei Viertel des Latin ist Bachata sehr angesagt und Kizomba dürfte für so manches Salsa-Erstsemester auch eine interessante Variante sein.
Dass Salsa nicht nur zu Sommerfesten passt, sondern auch den trüben November aufmischen kann, bewiesen nach dem Beschnuppern in der Nachtkantine Antonio Guerrero & Friends Quimbara Quimbara, ein richtiges kleines Orchester mit Bläsern, das dem berühmten Song von Celia Cruz im Titel alle Ehre machte. Felipes Partnerin Christina, die neben Salsa selbst strahlender Beweis für ihr weiteres Kursfach Lady-Styling ist, feuerte mit ihren Einlagen die Szene an: Doppelte, freie, ungeführte Pirouetten und zack: Freeze auf den Break der Musik. Aber es wird nicht vorgetanzt, das Niveau der Nachtkantinen-Salseros ist enorm. Obwohl Ecco DiLorenzo mit Schiebermütze diesmal erstaunlich Weise nicht da war. Vielleicht, weil er sich gerade mit seiner neuen Innersoul auf die Auftritte in der Nachtkantine mit Stargästen vorbereitet.
Tanztapetenwechsel: Im OnStage haben wir ein Wiedersehen mit der Jazz-Lady Tricia Leonard, die auf allen Münchner Jazzbühnen zu finden ist und auch hier in der alten Welt der Kultfabrik zum Beispiel im „Sisi und Franz“, der kleinen Schaumweinprobierstube mit Bühne, schon einmal sang, damals begleitet von Topleuten wie Sava Medan (Bass) und Konstantin Kostov (Klavier). „Sie ist sehr englisch“, sage ich zu Christine von Scheidt. „Nein, schon british“, meint die. Stimmt. Sie ist, wie auch unsere Jenny Evans, ganz Lady-Charme. Schön, das Repertoire.
Seltener gehörte Songs, wie „Frim Fram Sauce“, von Nat King Cole, bei dem sie an Peggy Lee erinnert. Oder „I´m gonna sit right down and write myself a letter“ (and think it was of you). Melancholie swingt. „Your heart is as black as night“, man kennt es von Melody Gardot, hat Billie Holiday-Feeling und könnte Amy Winehouse zu ihrem „Back to black“ inspiriert haben. Kann Traurigkeit schön sein! Aber Vollblut-Entertainerin Tricia Leonard schließt den Set mit „Hallelujah, I love her so“ von Ray Charles. Die Leute drehen sich und kreiseln, wie aufgehoben.