Gotthard feierten in der komplett ausverkauften TonHalle ihr 25jähriges Jubiläum mit der aktuellen CD „Silver“ und boten den enthusiastischen Fans gleichzeitig mit Hits der ersten Alben ein wahres Fest.
Ein massiver solider Hard Rock-Bohrkopf fräste sich mit Schweizer Präzision durch Leo Leonis Gitarren-Bretter, die gelegentlich gerügte Balladen-Schmalz-Last war etwas geringer, wenngleich Nic Maeder mit „Stay With Me“ dann doch leichtfüßig absolute Stadion-Atmosphäre erzeugte.
Wer 25 Jahre lang mit Platin dauerveredelt die Rockwelt erschüttert, muß eben gewärtig sein, dass der kritische Fan manchmal einfach nicht glauben will, dass alles Silber ist, was glänzt.
Die über 2000 Fans nickten jedenfalls einhellig zum erdigen Down-Beat-Vorschlaghammer. Ein bisschen metallischer ging´s anfangs zu bei den fabelhaften Pretty Maids.
Der Support aus Dänemark mit dem Geburtsjahr 1981 und Sänger Ronnie Atkins repräsentierte gewissermaßen die Zeit von Gotthard, als man in der Mitte der Bandgeschichte Ausflüge Richtung Whitesnake unternommen hatte.
Die Band, im Gestus auch an Thin Lizzy erinnernd, startete mit „Mother Of Lies“ von ihrer CD Motherland. Ken Hammer an der Gitarre entwickelt seinen Druck weniger übers Riffbrett, als über betörende Spannungsüberschläge in ornamentalen Figuren in der TonHalle. Das klingt sehr elektrisch und hat was von dem wohligen Schauer, wenn man den Pol einer Taschenbatterie mit der Zunge berührt.
Echt Klasse auch Face The World von „Kingmaker“. Leider musste diese wunderbare Band, die auch irgendwie an die Recken von Magnum erinnert, etwas früher ihren für eine Stunde geplanten Support in der TonHalle abbrechen, denn sie hatte erst mit einer dreiviertel Stunde Verzögerung beginnen können. Drummer Allan Tschicaja war erkrankt und Ex-Drummer Michael Fast musste eingeflogen werden. Der erledigte das souverän. Zeit für ein Kaltgetränk.
Der Umbau zu den Schweizern enthüllte eine Marshall-Rückfront, die ahnen ließ, was da kommen sollte. Ungewöhnlich und wahrscheinlich nicht so leicht tontechnisch beherrschbar. Aber die Bühne war dadurch sehr frei und Nic Maeder und Leo Leoni hatten richtig Auslauf.
Überhaupt wirkt der neue Sänger, der sich von Anfang an nach dem tragischen Tod von Steve Lee bereits bei „Firebirth“ bereits optimal eingebracht hat und wohl mit zum Back to the Roots to Hard and Heavy beigetragen hat, so offen und frisch, als wäre er von einer Surfer-Rockband. Mag an den australischen Wurzeln liegen.
Schon als zweites Stück kam Electrified, das vielen als ein Glanzstück der neuen CD gilt. Stark in den 70ies verwurzelt, mit Ernesto Ghezzis Keyboard-Flächen, die an Jon Lord gemahnen, dem Jumpin Jack Flash-artigen Anschieber von Leo Leoni, der gegen Ende „Laid Back“ noch mehr an Intensität gewinnt, war das die Startrakete des ganzen Konzertes in der TonHalle im WERK3.
Mit Hush von der ersten Scheibe „Gotthard“ (1992) konnten die Fans dann selig auf eine langsam sich entfernende Erde schauen und in der Vergangenheit schwelgen. Ebenso bei den so geschickt gewählten Krachern wie Firedance von derselben Startscheibe.
Ein optimal ausgewogenes Konzert, das die besten Seiten der Schweizer präsentierte. Man feierte das Jubiläum einer großen Band, auf der Bühne und im Publikum. Leo Leoni feixte, grinste, freute sich. Und Nic Maeder ist einfach cool.