Volle Hütte im Technikum hat bei The Busters in und um die kalten Rauhnächte schon fast Tradition. Letztes Jahr präsentierte die Crew, gegründet 1987 im Badischen, „Ska Bang 87“ dabei, eine so genannte Jubiläums-CD. Der Rückblick an sich ist aber natürlich nicht Sache dieser Musik. Was so gnadenlos nach vorne „skankt“, erlaubt keinen Blick zurück, da wäre die Unfallgefahr zu hoch. Und weil die elfköpfige deutsche Ska-Legende auch nie gelernt hat, hinter sich zu blicken, setzte man heuer an Heilig Drei König mit der nagelneuen CD „Straight Ahead“ gleich noch einen drauf.
Wieder versammelten sich Rudeboys und Rudegirls aus allen möglichen Schichten und Altersgruppen, um sich den Zwei-Tone-Hüttenzauber der besonderen Art zu geben. Das sympathische Publikum einer kompromisslos uneitlen, unprätentiösen Powerband. Mit ihren 17 Stücken plus Zugaben gaben sie ein opulentes Konzert, das kaum Zeit für Ansagen ließ, auch wenn Dancehall-Bomber Richie Alexander gelegentlich mal schnell wie bei „The Devil Made Me Do IT“ den Inhalt und den Anspruch des Stücks ins Bild rückte.
Die Textstelle „Messin´ with the Kid“ verweist darauf: das Thema ist Kindesmissbrauch. Die gleichnamige Mo-Town-Soulnummer wird damit aber auch deshalb zitiert, weil die Band mit ihrem hervorragenden Bläsersatz, bestehend aus Hardy Appich (trp), Bob Solomon (trb) und Mathias Demmer (ts) superfeine, groovige Riffs abliefert, die mal breit soulig mit Pfundnoten ausarrangiert sein dürfen. Es muss nämlich nicht immer das n-tz-n-tz-Off-Beat-Gejage sein. Mehr von der etwas volkstümlichen uga-tschaka-Off-Beat-Abteilung war der Support Fenzl mit Michael Unfried Fenzl am robusten schwarzen Kontrabass, dem das musikalische Multitalent auch gern mal in die Hüfte stieg, um erhöht die Fans bis am Saalende einpeitschen zu können. „München!“ Da fiel ihm ein, dass er die Fans vielleicht fragen sollte, ob man ihn versteht, weil er komme ja aus Bayern. Paradox, witzig. Aber Recht hat er, viele Münchner wohnen ja vielleicht gar nicht mehr in München oder in den schicken Vierteln diesseits des Werksviertels. „Danz, Baby, Danz“, „Drah Di Net Um“, „Dea Ma Wos Ma Woin“ signalisieren eine gewisse Verwandtschaft des Fenzl mit dem Hölzl.
Rhythmisch wuchteten die Four on the Floor schon mächtig und ließen dem Offbeat nur zögerlich Raum – überspitzt gesagt, hatte das etwas von einer Melange Volksfest und The Clash. Umso klarer zeigte sich aber mit The Busters die Elastizität des progressiven, rasanten Ska, der die Band, die sich aus reiner Spielfeude vor 30 Jahren getroffen hatte, schon bald darauf mit Ikonen wie Laurel Aitken und Bad Manners zusammengebracht hatte. Die Fans wurden neben den neuen Stücken auch in alten Hits gebadet. „Liebe macht blind“, das in der Zusamenarbeit mit Farin Urlaub entstand und zum 15-Jährigen vor 7000 Fans abgefeiert wurde, oder das ganz alte „Ruder than Rude“ ließen das Publikum vor der Bühne heftig „abskanken“. So muss es sein, denn Ska ist Tanzveranstaltung. Bei „Ska Is“ machten es die Bläser es mit geballter Hupfkraft vor. Aber auch anderso wurde man fündig. „Bailamos“ beherrschte souverän den Ska-Cumbia und „Hunky-Dory“ hatte den Glamour des Chicagoer Big-Band-Styles. Umwerfend!
Diese Band ist nicht nur fantastisch – sie ist wunderbar echt!