Am Freitag, 23. Februar, gab´s ein Wiedersehen mit Gil Ofarim im Rahmen seiner „20 Years-Tour“ im Technikum im Werksviertel-Mitte. Aus dem ehemaligen Bravo-Teenie-Popper, der in einer Fotoserie einen Musiker darstellte, ist ein ernster, bärtiger Songwriter geworden. Es hat sich viel verändert, doch die Message eines ganz frühen Songs, „Never Giving Up Now“, gilt für ihn heute genauso. 20 Years! Er ruft´s ins Publikum und schüttelt den Kopf. Nein, es gibt wirklich keinen Grund aufzugeben, jetzt ist immer.
Das nach wie vor weiblich dominierte Publikum hat die Zahnspangen abgelegt, neben das Tagebuch im Nachtkästchen. Sehnsucht brandet dem jungen bärtigen Vollblutmusiker, der seit seinen Banderfahrungen mit Zoo Army und ACHT auch richtig fett zu rocken gelernt hat, immer noch entgegen. Wenn Treue funktioniert, dann in der Liebesbeziehungen zu Idolen. Aber das ist nicht neu. Das ist ein stetiger Wert der Pop-Gesellschaft in ihrer Sucht nach Bildern. Selten hat man im Technikum einen derartig proppevollen Graben vor der Bühne gesehen. Mehrere TV-Teams erschweren den zahlreichen, meist korpulenten Fotografen mit den Schwenks ihrer sperrigen Kameras die Arbeit. Es ist die aufgeregte Atmosphäre eines Medien-Mega-Events, die fast ein bisschen nostalgisch wirkt. Und weil alles sich an der Hektik ergötzt, ist auch in der buchstäblichen letzten Sekunde ein Support gefunden worden. Naja, wer supported eigentlich wen?
Julia Kautz aus München, ebenfalls aus dem Bravo-Stall, sagt mit ihrem ersten Song „Ich bin´s“. Und – achso, nach diesem ersten Song – ich hab ja vergessen mich vorzustellen: Ich bin also Julia Kautz. Und ihre Lieder haben alle einen sehr persönlichen Hintergrund, sagt sie. „Sag mir wo (geht die Liebe hin)“. Ewige Rätsel der Menschheitsgeschichte. „Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie geht von einem zum andern“, das sang schon Connie Francis im Jahr 1959, als Schlagersänger noch nicht Pop-Poeten waren. Ohba-Ohba-Oeooo! So geht es halt „Round And Round (again)“. Mit diesem ersten Hit von Gil Ofarim fällt das Publikum endgültig ins Nirwana. Weitere Kracher folgen im Minutentakt. Rockiges aus der Zeit mit ACHT wie „Castaway“ oder „Seid ihr dabei“ und Verträumtes wie „In Your Eyes“ zeigen die ganze Bandbreite eines 20-Years-Repertoires. „Man In The Mirror“ ist natürlich auch dabei und räumt wie immer ab. Der Kampf eines Idols mit seinem Spiegelbild.