„Hey München, wollen wir zusammen durchdrehen?“, rief der blondgestruwwelte Sänger Joshi der Gruppe ZSK den Fans in der TonHalle zu. Die Band, selbst ein Kult des Skate-Punks, zeigte am Donnerstag, 8. März, als ultraharter Support der Donots gleich mal, wo der Bartl den Punk-Most holt. Mit dem ersten Donnerschlag von Matthias an der Dreschmaschine, bei dem es dem Fotografen im Graben gleich die Brille wegfetzte, war das Publikum voll da. Da waren ja neben jeder Menge Jungvolks auch durchaus Veteranen des historischen Münchner Punks anwesend, vielleicht sogar der eine andere Ex-Milbe! Die Milben aus Milbertshofen galten in der Zeit, als hier noch Sigurd kämpft „Servus Herr Ministerpräsident“ röchelte als aggressivstes Chapter. Ein volles Bier in die Fresse zur Begrüssung zu bekommen, war eher herzlich gemeint. Schöne Erinnerungen.
Aber die wilden, kurzen Jahre in München sind längst vorbei und trotzdem denkt man gern an sprichwörtliche Rohrkrepierer wie „Rex Dildo und Peniscreme“ zurück. Inzwischen haben sie eben doch leider alle spielen gelernt, auch wenn sie es wie Joshi von ZSK immer noch nicht zugeben wollen. Punk-Skate-Punk-Deutsch-Punk, liest sich das wie eine Kette der Anpassung? Mag sein, Veteranen halten ja meistens verbissen an den großen Illusionen über ihre kleinen verlorenen Kriege fest. Das sind doch nur noch restlinke Milchmädchenrechnungen! Und dabei ist heute kaum etwas weniger furchteinflößend, als ein Linker zu sein. Das ist so heimelig sinnlos wie Warten aufs Christkind. Wäre da nicht die ver….. AfD! Die Dumpfbacken haben der langsam auf Tote Hosen-Talk-Niveau herunterköchelnden Szene wieder Feuer unterm Arsch gemacht. Die ganze Halle hüpft im Stand, die Refrains werden mitgegröhlt, immer wieder schaffen es Einzelne, sich über die Grabenabsperrung zu wuchten, an verschiedenen Stellen bilden sich Circlepits, nach einer Weile werden Schuhe Richtung Bühne gefeuert. Das Publikum ist wie eine lebende Zelle, es brodelt im Plasma. ZSK, die vor 14 Jahren bereits mit den Donots auf Tour waren, spielen ältere Songs wie „Kein Mensch ist Illegal“, „Keine Angst“ und den Erfolgssong ihrer Reunion aus 2011 „Wenn so viel Schweigen, dann müssen wir noch lauter schreien“. Alles sehr kompakt. Im Schwermetall würde man sagen: Nur ein Kuh im Aufzug tritt härter. Beim Auftritt der Donots wird es noch hitziger, was Ingo Knollmann mit seinen vergnüglichen Bemerkungen über 30.000 kackende Hunde in München, die CSU und die verfickte AfD wieder ein bisschen runterkühlen kann. „Gegenwindsurfen“ und „Rauschen“ von ihrer neuen CD Lauter als Bomben schlagen voll ein. Aber lauter als Bomben soll auch der Widerstand der Leute sein, ihre Meinung, ihre Demonstration. Die anderen sollen weiter aufs Christkind warten.