Am Samstag, 9. März, war RY X, geboren als Ry Cuming in Angourie, New South Wales an der Ostküste Australiens, in der TonHalle.
Aufgewachsen in der Hippie- und Surf-Gemeinde der Byron Bay ist der junge Mann früh irgendwie der Welt abhanden gekommen. Seine geisterhafte Stimme scheint wie das endlose Schwappen der Wellen über die Zuhörer hinweg zu gehen. In seinen Songs findet sich kein Campfire Singalong, seine Stimme, gepaart mit sanften Electronics hat etwas Unaufhörliches, wie der Atem eines Wiedergängers. Früh hat er sich in der Welt verbummelt, driftet durch Zetralamerika, wird entdeckt, verschwindet und taucht in verschiedenen Projekten kurz auf, um Luft zu holen. Scheint innerlich abzuwinken nach Supports von Maroon 5 und erlangt plötzlich vielseits Beachtung mit seinem Song „Berlin“ wie ein spät aus dem Himmel dieser Stadt Gefallener. Ein Singer/Songwriter ohne Folk und Fiddle. Seine Streicher wogen wie Blumenteppiche. Pearl Jam nennt er als seinen ersten Einfluss. In einer jenseitigen Version vielleicht. Näher kommt man ihm, wenn man seinen zweiten Favorite hört, Jeff Buckley. Der galt mal als die größte Entdeckung der 90er Jahre. Er ertrank mit 30 Jahren in einem Fluss bei Memphis Tennessee.
Mit Unfurl (2019) ist RY X erneut aufgetaucht. Es scheint, dass er für lange Luft geholt hat, um seine Hörer sanft und unnachgiebig im Rhythmus der Gezeiten mit Klangwellen zu überspülen.
Text: Michi Wüst