Manch einer wird sich gewundert haben, warum das alte Posthalter-Häuschen an der Elsässer Straße 4, das zum Ensemble der wunderbar renovierten Herbergshäuser im Geviert Elsässer-, Kirchenstraße gehört, nun auch bunt angesprayt werden musste.
Allerdings handelt es sich hier um keine Street-Art-Aktion im klassischen Sinn, keine urbanistische Bemächtigung.
Loomit, seit den Tagen des Kunstpark Ost künstlerisch zuhause im Münchner Osten und seit 2013 in der Ateliergemeinschaft der neuen whiteBOX, wurde von den Eigentümern beauftragt, die Front des hübschen Häuschen gegenüber der früheren Post in der Elsässer Straße zu verschönern. Voran gegangen waren nämlich, wie man hört, üble, hässliche Schmierereien, die erst relativ aufwendig entfernt werden mussten. Obwohl Loomit, der derzeit voll eingespannt ist als Kurator der großen Zwischennutzung an der Zschokkestraße 36 in Laim (Eröffnung voraussichtlich am 30. April) fand er zwischendrin Zeit der Front des alten Posthalterhäuschens einen lichten, eleganten Look zu geben.
***UPDATE: Die knapp 20 Meter breite Front des vor Jahren hübsch renovierten Posthalter-Häusls an der Elsässerstraße 4 aus dem Viertel der Herbergshäusl war in der letzten Zeit regelmäßig mit Schmiereien bedacht worden. Damit wollte die Eigentümergesellschaft sich nicht abfinden und beauftragte Loomit, der ein paar Häuser weiter sein whiteBOX-Atelier im WERK3 hat, die Verschandelung durch ein großes Graffiti zu beheben. Der Vielbeschäftigte (zurzeit im Z Common Ground, Zschokkestraße), dem die Wand schon auch aufgefallen war, sagte unter diesen Umständen zu und übertönte den bösen Wandalismus mit einer zartpoppigen, ruhigen Arbeit. Das gefiel vielen in Haidhausen, nicht aber so den vermeintlichen, selbsternannten oder wirklichen Gentrifizierungsgegnern, die die Wand als die ihre betrachten. Die strichen kurz darauf das ganze Werk mit einer schwarzen breiten Wellenlinie durch.
Die ist nun seit dem 16. Mai, wieder weg. Wir trafen zusammen mit dem Journalisten Ralf Dombrowski Loomit vor seiner wiederhergestellten Arbeit. Tags zuvor war mit Dampfstrahlern gereinigt worden und das Ganze wurde noch sicherheitshalber eingewachst. Loomit, der einstmals illegale Sprayer der 80er Jahre, der allerdings wegen seines Könnens schnell legale Flächen von Oberbürgermeister Ude zugewiesen bekam, befindet sich da irgendwie, wie er selber meint, in einer seltsamen Rolle. Ihm selbst war ja längst die reizvolle Hausfront aufgefallen, aber im idyllischen Ensemble hätte er Street Art gar nicht für angebracht erachtet. Die Szene in diesen Tagen wird eben härter, sagt er. Gentrifzierungsgegner attackieren zunehmend wegen der Münchner Mietsituation. Für die ist Loomit jetzt wahrscheinlich der Onkel Tom der Sprayerszene. Man wird sehen wie die Geschichte weitergeht.
Text: Michael Wüst