Review Technikum 22.4.16 – Für die Fans im Technikum war es endlich ein Wiedersehen mit AnNa R. , der unnahbar melancholischen Diva von Rosenstolz, jenem erfolgreichsten deutschen Popduo seit den 90er Jahren bis zum Rückzug von Partner Peter Plate im Jahr 2012. „Endlich“, so lautet denn auch der Titel der zweiten CD von Gleis 8, dem Nachfolgeprojekt um die Sängerin aus Berlin Friedrichshain.
Die Tour war eigentlich für November 2015 geplant gewesen, aber verschoben worden. Mit „Endlich“ haben neue künstlerische Erwartungen, aber auch die Trauer um den Tod von Mitstreiter Lorenz Allacher, der schon bei Rosenstolz Saxophon spielte, zu einem neuen Ausdruck geführt.
Im gut gefüllten Technikum, bei ausgeglichenem Geschlechterproporz, war wenig zu spüren von sexueller Trendigkeit, die Songs erzählten vielmehr ganz allgemein von hundert Jahren Beziehungseinsamkeit, was für den einen Befindlichkeits-Pop ist, für den anderen schlicht ergreifend. Musikalisch gelingt das, weil die Songs doch konsequent zu rockigen Refrains führen, auch wenn vorher gerne Coldplayartige Panoramaflächen waberten.
Die Rosenstolze der 90er ist jetzt eine sehr kumpelhafte Frau in den besten Jahren, die ohne Manierismen und Brimborium der Sache auf den Grund geht, auch mal mit derben Rockröhren-Sound. Moog-Synthesizer und Harfe mischen sich gut im Abendrot der Gefühle, die umgeschnallte Basstrommel suggeriert majestätischen Untergang. Ein bisschen Paganismus mischt sich da mit Popromatik und Friedrichhainer Kumpelhaftigkeit. Schon der Opener „Alles auf Anfang“ stellte klar: „Waren mit dem Teufel trinken / Ohne mit dem Schiff zu sinken / Das nehmen wir alles mit / Und dann alles auf Anfang.“