Seit 2006 gibt´s die Talentschmiede der Sony BMG, die Hoerprobe. Volume 35 fand jetzt statt im Technikum mit vier Bands auf der Bühne bei freiem Eintritt. Wir haben eine Probe genommen.
In diesen nasskalten Tagen mit immer noch regierenden Eisheiligen, in denen die Bäume schon bis zum Asphalt herunterhängen und beim Spazierengehen das Moos an den Turnschuhen ansetzt, füllt sich das Technikum erst etwas zögerlich und ist dann doch ab dem zweiten Act knickvoll.
Zwischen neonkühlen Großstadt-Lichtstelen bauen sich MAS aus Stuttgart auf. Miles, in der Mitte kommt klar vom Rap, aber zusammen mit Mohammed an einer japanese-Indie-inspirierten Gitarre, Julian, dem poppig orientierten Sample-Spezialisten und Pascal, dem Drummer, der vom Jazz kommt, entsteht ein eigener Sound, auch wenn eine gewisse Neigung zu Casper und Coldplay unverkennbar ist.
In den Texten geht nicht gerade die Sonne auf, schon mehr schimmert da das nächtliche Neon auf den Worten. „Morgen“ und „Trockenes Tuch“ auf ihrer neu erschienen zweiten EP Kriegsbeil handeln von geteilter Einsamkeit (Liebe) und illusionären Zukunftsplänen. Die Dramaturgie der Songs nimmt einen mit, weil die Band es versteht, ohne wirkliche nachvollziehbare Maßnahmen, den Druck zu erhöhen. Das Tempo wird nicht angezogen, es wird nicht verdoppelt, quasi aus sich heraus wird es plötzlich dichter und dunkler.
Johannes Falk sitzt halb mit dem Rücken zum Publikum am Klavier. Mit „360°“ hat er sein zweites Album vorgelegt. Der Titel lässt einen Rundumblick assoziieren, hier würde man besser sagen, eine Gesamtschau. Eine innerliche Weltschau sogar, die ihn auch nicht dazu nötigt, sich als einpeitschender Frontmann mit dem Publikum zu konfrontieren. Seine Texte, „Die Letzten (werden die Ersten sein)“ oder „Alles, was ich bin“ weisen schon klar auf christliche Themen hin.
Christian Pop ist auch in den USA eine eigene Richtung. Vor etwa einem Jahr spielte „Switchfoot“ hier ein großartiges Konzert mit enthusiastischen Fans.
Johannes Falk: Poesie, Inbrunst und Pathos eines Liedermachers mit rockiger, manchmal martialischer Begleitung. Seine Stimme erinnert, auch in der Phrasierung an Rio Reiser und manchmal bricht es aus ihm kehlig hervor, dass man sich an die beste Zeit des jungen Grönemeyer erinnert fühlt. Auch bei dieser Band sorgt der Schlagzeuger mächtig für Druck, seine Wirbel haben Exekutions-Dramatik. Intensiv, stark. Die Zukunft hat noch viel vor mit Johannes Falk.