Ein sich langsam eindunkelnder Himmel macht sich bedeutend und sogar schwermütig zu den Klängen von Bruckners 7. Sinfonie, aber die Greifarme von Baggern? Und dazu noch die sich langsam abzeichnenden Figuren zweier Graffiti-Künstler, die eilig an einem Baustellenbretterzaun zugange sind und deren Spraydosen-Pffft sich in das zarte aus dem Nichts kommenden E-Dur-Thema des 1. Satzes mischt? Hört sich irgendwie nach Installations-Kunscht an. Würde sich vielleicht zurecht so anhören, wenn die genannten Bestandteile solchen Events erst beschafft werden müssten. Aber so war es ja nicht.
©Meisel(BR)
Peter Meisel, Leiter der Kommunikation des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und Markus Wiegand, Werksviertel-Kommunikator, hatten die Idee mit den Gegebenheiten auf dem Gelände etwas zu machen. Gegeben: Die eingezäunte Baustelle für das neue Konzerthaus, samt manierlich postierten Baggern. Gegeben: Der Termin eines Konzerts der Symphoniker unter Leitung von Yannick Nézet-Seguin am Freitag, 8. Juli 2016 im Herkulessaal mit Bruckners 7. Sinfonie. Gegeben: Die Sprayer Loomit und HNRX am Bauzaun. Geglückt: Ein wunderschöner Sommerabend.
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Dazwischen zugeschaltet auf mehreren Screens das Konzert. Was sich vielleicht immer noch wie ein schickes Spektakel anhört, war aber tatsächlich ein überraschend innerliches, konzentriertes und trotzdem lockeres und freizügiges Erlebnis. Im Grunde sind die Kommunikatoren nach einer ganz einfachen Maxime vorgegangen. Fernab von Aufführungsorten, die technisch alles können wie eine moderne Oper, frei im öffentlichen Raum, da empfiehlt es sich einfach nur festzustellen, was kann dieser Ort, denn was er kann, will er vielleicht. Und so erklärt sich die gelungene Performance. So erklärt es sich, dass zwei Vertreter der Hip Hop-Jugendkultur eben nicht die hohe, hehre Kunst störten oder lächerlich machen konnten, was sie ohnehin nicht wollten. Nicht einmal ein verkrampftes Konzeptaufpflanzen war zu spüren gewesen, im Sinne von, die klassische E-Kunst solle sich mit der Jugend konfrontieren oder an ihr verjüngen. Ganz schlicht und sogar ergreifend, es hat gepasst. Und manche Ältere, die Bruckner kannten, haben aufmerksam zugehört und sind in dieser musikalischen Verwandlung eines Baustellenabends mit Freude mitgegangen.