Für Sonntag, 13. August, hat Pfarrer Rainer Maria Schießler von St. Maximilian in der Isarvorstadt eine tolle Idee seines Kirchenpflegers Stephan Alof in die Tat umgesetzt- Eine Bergmesse auf dem Dach des WERK3 sollte die Schlussfeier einer kleinen Münchner Wallfahrt sein.
Statt wie üblich an Mariä Himmelfahrt oder dem Sonntag davor mit der Gemeinde in die Pupplinger Au oder nach Dachau zu ziehen, nahm er heuer den Tag zum Anlass, in die Höhe zu pilgern. Nach der Morgenandacht ging es über den Mariahilfsplatz auf den Gebsattelberg und dann von der Tiefgarage des WERK3, dem Autospeicher, die 141 Stufen hinauf zum dem Dach, wo anscheinend Partylöwen und Schafe friedlich zusammen leben.
Das Dach des WERK3: Wo Partylöwen und Schafe friedlich zusammen leben
Nicht der Olympiaberg oder der Nockherberg oder das Maßmannbergl sollte es sein, sondern 49 Meter über der Isar die Dachlandschaft mit ihrer 2000 Quadratmeter großen Wiese, der Berghütte und dem Areal von München Hoch5. Die mit Kräutern und Klee schon hochgewachsene Wiese muss noch ein paar Tage auf die Schafe warten, dafür haben die in der Zwischenzeit Nachwuchs bekommen. Die Schäfchen von Pfarrer Schießler waren jedenfalls zahlreich erschienen und besetzten die Treppe hinauf zum höchsten Punkt komplett.
Pfarrer Schießler, jovial und kernig, zog sich wahrscheinlich das erste Mal öffentlich das Messgewand an. Währenddessen parlierte er locker mit den Leuten, freute sich, dass von hier oben seine Kirche zu sehen ist und begründete seine Bergmesse mit knapp 530 Metern über Normalnull. Davon würden Ostfriesen nur träumen. Für viele der Älteren, die das erste Mal auf dem Gelände sein gewesen mochten, sagte Architekt Johannes Ernst ein paar Worte zum WERK3, das auf das alte Gebäude der Partyzeiten von Kunstpark Ost und Kultfabrik aufgebaut worden war, schon damals aber bereits die Kunsthalle whiteBOX beherbergte und zahlreiche Ateliers. Nachdem Pfarrer Schießler sich noch erkundigte, ob auch er die für die Teilzeitstelle des Schäfers auf dem Dach geeignet wäre, leitete er über in den Ernst dieser Tage, und zeigte gar keine Sympathie für Donald Trumps Feuer-und-Zorn-Zitat aus dem Buch Jesaja. Musikalisch begleitete die Bauernmesse von Annette Thoma vom Band.
Die Predigt drehte sich um Jesus auf dem Wasser des Sees Genezareth wandelnd, um Petrus, den Kleinmütigen, der kein Vertrauen hatte und im Wasser von Jesus aufgefangen werden musste. Das Vertrauen in Gott und die Welt, der freie Wille des Menschen mit seinem Problem, das Übel zu erkennen. Verantwortung ist mehr als „da hilft nur beten“. Und Erneuerung: In dreißig, vierzig Jahren werden in den Pfarrhöfen Familien leben und selbst, wenn die priesterliche Personaldecke weiter zusammenschrumpfen sollte: Da wo die Gemeinde ist, ist Kirche. An diesem Tag war sie auf dem Dach des WERK3.
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