Kein Platz zum Umfallen! The Cadillac Three aus Nashville, Tennessee, zelebrierten im restlos ausverkauften Technikum am 04.11.2017 ihren genialen Mix aus Country, Southern Rock und Grunge. Lässig und mit einer guten Portion Verachtung für eine „damn modern world“ („Bury Me In My Boots“) vereinten sie die Generationen im Publikum.
Die Songwriter Jaren Johnston (E-Guitar) und Neil Mason (Drums) demonstrieren mit Kelby Ray (Lap-Steel-Guitar, Dobro, Bass), dass ein Trio nichts an Druck vermissen lassen muss. Kompakter Steady Rock, kombiniert mit dem „sludgy country sound“ der drei Stimmen, läßt die älteren Fans jubeln, dass der Southern Rock von Lynyrd Skynyrd und Allman Brothers nicht in den 70er Jahren stecken geblieben ist. Songs wie „Cadillacin“ von der aktuellen CD Legacy repräsentieren einen vitalen Gegensatz zum Mainstream Country Radio, der die Power von „La Grange“ atmet.
Ein Trio Grande des Southern Rock
Mit ZZ Top waren die drei gebürtigen Nashville Cowboys ebenso unterwegs wie mit Linkin Park. Heute sind sie mit ihrer „Long Hair Don´t Care-Tour“ gefragter Headliner geworden, wie eine umfangreiche Tour nach England zeigt. Für eine Seelenverwandtschaft mit britischem Hard Rock spricht auch die Wahl des Supports „Broken Witt Rebels“, die mit ihrem Opener „Howlin“ die Halle tüchtig vorheizten.
Guter alter Bourbon etwas kohleverstaubt
Spätestens als Frontmann und Sänger Danny Core sich beim Publikum mit „Thank you so fucking much“ bedankt, ist jedem klar, dass auch er ein Sproß der „Black Country Communion“ ist. Und dann noch Birmingham! So wie er manchmal an Caleb Followill von den „Kings of Leon“ erinnert, spürt man den Einfluss der Superstars aus Tennessee auch bei „The Cadillac Three“. „Legacy“, Vermächtnis, heißt für Jaren Johnston, die Country-Tradition eines Garth Brooks einerseits zu achten, andererseits die Bourbon-Romantik des Grand Old South mit dem Kohlenstaub des englischen Industrieviertels zu bestäuben. Steven Tyler von Aerosmith ist begeistert und Lori McKenna kommt gern zu einem Gastauftritt. Hard Rock und Balladen wechseln sich wunderbar ab und Titel wie „Soundtrack To A Sixpack“ machen schon sprachlich Spaß. „Hank & Jesus“ und „Dang If We Didn´t“ verbinden das klare Southern-Timbre mit Slide- und Twang-Guitar der feinen Brian Setzer-Art.
Das Ganze kommt derart ungekünstelt und unprätentiös, von hinten durch die Brust geschossen daher, dass man wirklich platt sein könnte. Wenn dafür Platz gewesen wäre, im komlett „gepackten“ Technikum. Yeah, für einen Abend mit The Cadillac Three waren wir alle Southern!