Bevor heuer im Frühjahr die dritte Staffel der Erfolgsserie 4 Blocks, die beim Pay TV-Sender TNT ausgestrahlt wird, in Produktion geht, kommt der bösere Bruder des Hamady-Clans, Abbas Hamady, in seiner realen Existenz als Rapper am Freitag, 8.Februar, ins Technikum. Der Rapper Veysel, bürgerlich, wie es so schön heißt, Veysel Gelin, bringt seine CD Fuego, die kurz vor Jahresende 2018 bereits auf den Gabentischen Neuköllns und anderer gefährlichen Kieze der Republik lag, mit.
Mehrfache Identitäten sind heutzutage nie verkehrt, wo wir zwischen Fake und Reality nicht mehr so gut unterscheiden können und das vielleicht auch gar nicht wollen. Bereits als die Autoren und der Regisseur Marvin Kren vor Beginn der Dreharbeiten zur ersten Staffel von 4 Blocks 2016 im Kiez recherchierten, bekamen sie jede Menge Angebote, wahlweise im Film mitzumachen oder auch als reale Kriminelle – im fiktiven Clan. So hat sich Veysel als libanesischer Serien-Gangsta Berlins jede Menge Credibility als Rapper erworben. Seine gemütliche Gefährlichkeit lieben die Fans. Vorbei die Zeiten als man, um als echter Straßenrapper anerkannt zu werden, eine Schusswaffenattacke inszenieren musste, um mit durchschossener Speckschwarte ein bisschen 50 Cent-Image zu bekommen.
Der immer gut gelaunte Kurde aus Essen gibt gerne zu, dass er ganz schön cholerisch werden kann und legt seine Bärentatze mit Bling-Bling auf die Lehne der Interview-Couch. Ob er auch so cholerisch wie wie Abbas Hamady werden kann? Nee, eher wie 2Pac.
Nach seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer in der Justizvollzugsanstalt fiel dem Kollegen Haftbefehl sein Song Lieben & Hassen auf und er nahm ihn unter die Fittiche seines Labels Azzlackz. Mit viel schlitzohrigem Instinkt – Chabos wissen wer der Babo ist – setzte sich Veysel in den Albumcharts fest, und Oktober 14 ging es weiter mit dem Debutalbum Audiovisuell. Anschließend, Kiss me Backside, verabschiedete er sich von Azzlackz und wurde für 4 Blocks gecasted. Mit Fuego und einem Burschen mit Wumme auf dem Cover erweitert er seine verbrecherische Charmeoffensive in Richtung spanischer Anarchoszene mit sonorer Stimme, meistens unter üppigen Autotune-Schlieren.
Und er ist wirklich nett: Aber Vorsicht, wenn er dir väterlich auf die Schultern klopft. Kann sein, dass dann der Blitz einschlägt.
Autor: Michael Wüst
Copyright Foto: Delia Baum