Review NachtKantine 22.4.2016 – Auf dem Rückweg vom Technikum, nach dem Konzert mit Gleis 8, kam ich an der NachtKantine vorbei und hielt da kurz an, weil Ecco di Lorenzo dort gerade sein Fahrrad mit einem ausladenden Lastenanhänger parkte. Sowas braucht der mobile Partyheld ja mal schnell für abtransportierbare kleine PA´s bei illegalen Partys im Freien, dachte ich. Aber Ecco di Lorenzo? Ist der tatsächlich dermaßen jung geblieben?
Egal. Als wir uns unterhielten, hörte ich immer mal mit einem Ohr Richtung NachtKantine. Da spielte einer Zither. Kann passieren. Aber mit der Zeit, nein, die Melodie kannte ich doch irgendwie. Normalerweise ist ja mein Mainstream-Popbedarf mit dem Einkauf im Supermarkt gedeckt, von daher bin ich eher nicht der Experte. Ecco di Lorenzo nickte mit einem bitteren Zug um die Mundwinkel. Tatsächlich, als die Zither den Refrain krächzte: Es war die die Wende-Hymne der Scorpions, 1989, „Winds Of Change“! Oh Gott. Wie hieß es nochmal? Take me to the magic of the moment/On a glory night/Where the children of tomorrow share their dreams/With you and me.
Winds Of Change auf der Zither?
Was war das also? Stuben-Wendemusi? Wende-Stubenmusi? Nein, Ecco klärte mich, den zur Zeit Gealterten auf: Das ist „Same Old Song“.
Und JJ Jones heißt der Mann, der diese Gaudi erfunden hat. Thema ist ein vorgegebener Song der Popgeschichte. Und jeder, der in irgendeiner, gerne abartigen Form, eine Version des Songs erstellen kann, ist auf die Bühne eingeladen. Zu einer Show mit „Lucy in Disguise with Diamonds“ gab´s schon einmal 23 Versionen.
Verstehe! Also nix wie rein.
Das war also der Michael Bissinger an der Zither, der uns da nochmal to the magic of the Mauerfall-Moment mitgetaken hat. Danke, Michael Bissinger!
Jetzt wird´s außerirdisch
Dann kam Verena Marisa. Was sie vor sich aufbaut, sieht aus wie ein Casio oder ein Laminiergerät oder so, ist aber ein Theremin. Eines der verrücktesten Instrumente überhaupt. Es ist das einzige Instrument, das berührungslos gespielt wird und auf die Abstände der Hände im elektromagnetischem Feld mit Tönen reagiert. Diese Version des Scorpions-Hits trug dem Ernst und der Größe des geschichtlichen Moments wahrlich Rechnung. JJ Jones, im langen Magiermantel, innwendig rot, kniete ergriffen neben der Künstlerin, die mit dramatischen Bewegungen ihrer Hände die deutsche Einheit in Lüfte schrieb.
Nach dieser Feierlichkeit kam dann Peter Lang vom Münchner Artist Studio, der etwa 25 Instrumente gleich mittelmäßig zu spielen vermag. Recht anregend, die Schalmaienversion, sowie die, einer dem Autor nicht näher bekannten tibetanischen Flöte. Dann eine richtige Band!
Irgendwie besser als Nena
Jamielou sich um eine rockende Familie zu handeln mit Papa an den Drums. Sie legten eine perfekt unperfekte NDW-Version des Songs hin. Mit der Ausnahme, dass der Dreikäsehoch an der E-Gitarre einfach deutlich besser spielte als die Kollegen der wilden 80er Jahre damals.
Weiter ging´s noch bis in die frühen Morgenstunden. In der Fangemeinde schien schon klar, um was es sich in der nächsten Show drehen dürfte. Diesmal wird´s wohl um Regen in einer seltsamen Farbe gehen.