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Die Drei vom WERK4 Kann man ein Hostel, ein Hotel und eine Kletterhalle in einem Gebäude unterbringen?

Im neuen WERK4 im Werksviertel-Mitte formieren sich das Wombat’s Hostel, das Adina Hotel sowie die Kletter- und Boulderhalle Heavens Gate zu genau einer solchen ungewöhnlichen Nachbarschaft. Wir trafen uns mit Marcus Praschinger (Wombat‘s), Benno Vogel (Adina) und Benjamin Plahl (Heavens Gate), um über die besondere Energie zu sprechen, die durch das gemeinsame Anderssein entsteht.

Copyright: Ivana Bilz

Das WERK4 ist ein architektonisches Ausrufezeichen. Nicht nur aufgrund seiner Höhe von 86 Metern, mit der das Gebäude sogar das nebenstehende Riesenrad Umadum überragt. Die schwarze Fassade strahlt von weitem eine ruhige Eleganz aus. Steht man jedoch direkt vor dem Gebäude, wie wir es an diesem Tag mit Marcus Praschinger, Benno Vogel und Benjamin Plahl tun, signalisiert die graue Blechverkleidung im unteren Teil des Hochhauses, dass dieses Gebäude etwas komplexer gestaltet ist. Praschinger, Vogel und Plahl sind von nun an direkte Nachbarn. Während Benjamin Plahl eine Kletter- und Boulderhalle in alten Kartoffelmehsilos leitet, führt Marcus Praschinger ein Hostel mit 500 Betten. Und der dritte im Bunde, Benno Vogel, ist für ein Premium Apartment-Hotel mit 234 Studios und Apartments und einem einmaligen Blick über München verantwortlich.

Leuchtturm des Werksviertel-Mitte: Das neue WERK4 überragt selbst das Umadum Riesenrad. Copyright: Ivana Bilz

Benjamin, was hast Du gedacht, als Du gehört hast, dass auf Eure Kletter- und Boulderhalle, das Heavens Gate, ein ganzes Hotel draufgebaut werden soll?

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Mich hat die Idee nicht wirklich überrascht, ich bin ja schon ein bisschen länger im Viertel. Ich finde die Idee spannend und bin neugierig, wie das Zusammenleben unter unserem neuen Dach wird. Die Gäste des Wombat’s-Hostel sind vielleicht ein bisschen näher an unserer Zielgruppe dran. Aber vielleicht können wir auch Adina-Gäste vom Klettern und Bouldern begeistern.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Ich muss gestehen, dass ich am Anfang skeptisch war. Wir betreiben ja schon ein Wombat’s-Hostel am Hauptbahnhof. Zentraler geht es nicht. Da steppt der Bär. Und hier? Wie wird das werden? Ich konnte mir das anfangs nicht so sehr vorstellen. Das ist mittlerweile anders.

Benno Vogel (Adina): Wir sind ja bereits länger – seit 2013 – in die Planungen involviert. Damals war das WERK4 noch gar nicht so hoch geplant. Das Potenzial des Standorts haben wir schon damals gesehen.

Voller Einsatz an der Wand im erweiterten Boulder-Bereich des Heavens Gate. Copyright: Ivana Bilz
Urbane Idylle: Adina-Studio mit Blick auf die Stadt-Hochalm auf dem Dach des WERK3. Copyright: Ivana Bilz

Was zeichnet ein gutes Hostel eigentlich aus?

Marcus Praschinger (Wombat’s): Die Atmosphäre, die man nur in einem Hostel findet. Man trifft Gleichgesinnte, bei denen in der Regel der Funke sofort überspringt. Man trifft sich im Café oder in der Wombar und dann heißt es: Wo kommst du her? Cool, da war ich auch schon. Gute Hostels bringen Leute zusammen.

Benno Vogel (Adina): Das habe ich auch immer so erlebt, wenn ich in Hostels unterwegs war. Ins Hostel geht man nicht nur, weil es günstiger ist, sondern immer auch in dem Bewusstsein, Menschen kennenzulernen. Du gehst an die Bar und weißt, dass du jemanden ansprechen kannst, und dass das sogar gewünscht ist. Im Hotel ist das eher nicht so.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Da sind wir gar nicht so weit entfernt. Die Leute, die zu uns zum Klettern oder Bouldern kommen, ticken genauso. Es geht darum, sich kennenzulernen und Kontakt aufzubauen. Die Leute sind multikulti und haben die unterschiedlichsten Geschichten. Wie lange bleiben Hostel-Gäste eigentlich im Schnitt bei euch?

Marcus Praschinger (Wombat’s): Zwischen 2 und 3 Tagen. Gruppen bleiben auch mal länger.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Und im Adina Hotel?

Benno Vogel (Adina): Wir sind zwar ein Apartment-Hotel, dass heißt, dass jedes Zimmer eine vollaugestattete Küchenzeile und sogar einen Waschtrockner hat, aber die Longstay-Gäste machen vielleicht zehn Prozent unseres Publikums aus. Zu unserer Zielgruppe gehören daher auch ganz klassisch Businessreisende sowie Wochenendtouristen. Die bleiben im Schnitt auch nur 2,5 Tage. Wie viele Betten habt ihr eigentlich im Wombat’s?

Marcus Praschinger (Wombat’s): 500.

Benno Vogel (Adina): Wow, in wie vielen Zimmern?

Marcus Praschinger (Wombat’s): 121. Für uns ist das die ideale Betriebsgröße. Wie viele Betten habt ihr?
Benno Vogel (Adina): Bei uns im Haus gibt es 570 Betten. Wie viele Leute können denn eigentlich zu euch zum Klettern kommen?

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Unsere Halle ist für maximal 199 Personen zugelassen. Es sollte sich also immer ein Platz für eure Gäste finden.

 

Ungewöhnliche Nachbarn: Benno (Adina), Marcus (Wombat's) und Benni (Heavens Gate). Copyright: Ivana Bilz
Copyright: Ivana Bilz
Copyright: Ivana Bilz

Marcus Praschinger (Wombat’s): Der Blick von unserer Sonnenterasse auf eure Außenkletterwand ist schon genial.

Bennno Vogel (Adina): Werdet ihr an der Außenkletterwand eigentlich auch Überhänge haben?

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Ja, aber nur ganz leichte, weil unsere Terrasse nicht so breit ist.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Sobald wir offen haben, müsst ihr unbedingt zu uns ins Café kommen und unseren Espresso probieren. Ich bin ein Espressojunkie und wirklich froh über unseren Kaffee. Bei dem wissen wir von der Knospe bis zur Röstung, wo er herkommt.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Auf einen guten Kaffee legen wir auch großen Wert. Das war bei uns in der Halle schon immer so. Der Kaffee muss schmecken.

Benno Vogel (Adina): Die Australier sind auch so eine kaffeeverrückte Nation.
Marcus Praschinger (Wombat’s): Wir haben in der Coronazeit sogar ein eigenes Bier gebraut, den Wave Braker.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Um die Welle zu brechen?

Marcus Praschinger (Wombat’s): Genau. Normalerweise sind wir ja eher Einzelkämpfer. Aber zusammen mit Partnern solche Projekte zu entwickeln, einen gemeinsamen Fokus zu haben, das hat mich echt beeindruckt. Wir haben das nicht nur beim Bier; sondern eben auch beim Kaffee oder Wein gemacht. Deswegen freue ich mich mittlerweile auch auf unsere Nachbarschaft. Ich meine, da gibt es eine Kletterhalle gleich nebenan und da kann ich meine Gäste direkt hinschicken. Next door. Das wird richtig lässig. Ich bin sicher, dass wir zusammen ein paar schöne Projekte machen werden.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Auf jeden Fall.

Copyright: Ivana Bilz
Upcycling für mehr Nachhaltigkeit: In den Zimmern im Wombat's Hostel wird der Lebenszyklus von Möbeln verlängert. Copyright: Ivana Bilz

Marcus Praschinger (Wombat’s): Was macht ihr im Adina Hotel eigentlich in eurem Restaurant?

Benno Vogel (Adina): Das Schlagwort in unserem Restaurant heißt Modern Australian Food. Aber nicht mit Känguru, wie man das vielleicht erwartet, sondern mit einer Fusionsküche, die australische und asiatische Einflüsse verbindet. So wie die moderne australische Küche eben auch ist.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Ich glaube ja, dass die Leute zu euch auch einfach nur wegen der Aussicht kommen werden.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Werdet ihr das Lokal selbst betreiben?

Benno Vogel (Adina): Ja, ich denke aber, dass das Restaurant nicht nur wegen Konzept und Lage sehr attraktiv sein wird. Auch der Standort im Werksviertel wird sich auszahlen.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Es ist schon beeindruckend, welchen Werdegang das Gelände in den letzten fünf, sechs Jahren genommen hat, oder?

Benno Vogel (Adina): Das stimmt. Wo ihr das Thema Aussicht angesprochen habt. Wir haben ja auch ein paar Zimmer mit Blick auf die Stadt-Hochalm im benachbarten WERK3. In denen hat man nicht diesen ganz weiten Blick über die Dächer der Stadt. Dafür aber eben auf das Treiben auf der Stadt-Hochalm mit den Schafen und Hühnern. Wir haben früher geglaubt, dass wir diese Zimmer vielleicht etwas günstiger machen müssen. Aber jetzt könnten sie zu den beliebtesten werden.

Das WERK4 ist ein Gebäude, das sichtlich Spaß macht. Beim Chillen auf den Außenterrassen ebenso ... Copyright: Ivana Bilz
... wie beim Klettern an den zahlreichen Routen im Heavens Gate. Copyright: Ivana Bilz

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Viele sehen ja den Mehrwert von einem solchen Ort wie der Stadt-Hochalm nicht. Wie sehr der einen entspannt. Manchmal, wenn ich ganz früh zwischen Fünf und halb Sechs ins Viertel komme, kann ich den Hahn oben auf dem Dach krähen hören. Mitten in der Stadt. Das ist doch unglaublich.

Benno Vogel (Adina): Den Hahn hört man manchmal auch tagsüber. Wir haben ein Musterzimmer mit Blick auf die Stadt-Hochalm, in das ich immer gern gehe, um zu arbeiten. Einmal war ich einem Call und plötzlich fragt eine Frau: Sag mal, bist du auf einem Bauernhof? Da hatte der Hahn wieder losgelegt. Er kräht immer fünf Minuten und dann ist er wieder ganz ruhig. Und dann ist das auch noch der schönste Hahn, den man sich vorstellen kann. Wie gemalt sieht der aus.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Du brauchst für solche außergewöhnlichen Projekte natürlich auch Leute, die nicht immer nur auf den größtmöglichen Gewinn schauen.

Benno Vogel (Adina): Das stimmt. Dabei sind solche Brüche, Orte, die anders sind, etwas, das eine Stadt eigentlich ausmacht.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Meine Hoffnung ist ja, dass seitens der Investoren und Entwickler in Zukunft öfter Projekte entstehen, wo es nicht ausschließlich um Gewinnmaximierung geht. Vielleicht reicht auch weniger. Ich bin froh, dass wir in unseren Zimmern zum Beispiel ganz viele Möbel aus Upcycling haben.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Das macht die Einrichtung doch auch viel behaglicher.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Ja, und es verlängert den Lebenszyklus der Produkte. Wir müssen als Gesellschaft weg davon kommen, Altes einfach wegzuschmeißen, weil neue Produkte günstiger zu haben sind. Die Silos, in denen bei euch geklettert wird, hatten ja auch schon einen anderen Zweck.
Benjamin Plahl (Heavens Gate): Ja, sie sind über fünfzig Jahre alt. Und beim Umbau kam noch immer Kartoffelmehl, das dort früher gelagert wurde, zum Vorschein, obwohl Pfanni seit Mitte der Neunzigerjahre die Produktion eingestellt hat.

Benno Vogel (Adina): Wie hoch sind denn die Silos?

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Die großen sind 30 Meter hoch, die kleinen 18 Meter.

Marcus Praschinger (Wombat’s): Beeindruckend. Wir kommen auf jeden Fall mal mit dem Team zum Klettern vorbei.
Benno Vogel (Adina): Wir auch.

Benjamin Plahl (Heavens Gate): Gerne.

Benno Vogel (Adina): Glaubt ihr eigentlich, dass wir in den kommenden Monaten in Sachen Reisen einen Nachholeffekt erleben werden?

Marcus Praschinger (Wombat’s): Ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Ich habe mir abgewöhnt, über Eventualitäten zu spekulieren. Es ist in den letzten Monaten immer wieder so viel revidiert worden … Ich glaube, wir müssen einfach die aktuelle Situation beobachten und das Beste draus machen.

Copyright: Ivana Bilz

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