Laumi war schon immer im Werksviertel-Mittel. Sogar schon zu Zeiten als es das Werksviertel noch gar nicht gab. „Ich habe tatsächlich beim Werkschutz von Pfanni angefangen hier zu arbeiten“, erklärt der 62-Jährige, dem man sein Alter nicht ansieht. „Ich hatte eigentlich eine Friseurausbildung gemacht. Aber meine Fußballkumpels haben mich damals überredet hierherzukommen.“
Seine Geschichte: Das war vor mehr als 40 Jahren. Zwölf Jahre ist Laumi beim Werkschutz, bis er schließlich an den Empfang ins ECKhaus geht. Auch weil er dort vom 3-Schichtsystem ins 2-Schichtsystem wechseln kann. Die Arbeit dort ist jedoch recht monoton. „Damals war der einzige Moment, in dem ich ernsthaft überlegt habe, hier wegzugehen.“ Als dann jedoch nach einiger Zeit im ECKhaus die Stelle als Hausmeister vakant wird, greift er zu. Dieser Job passt viel besser zu ihm, schließlich ist er auch privat lieber unterwegs und repariert etwas oder setzt Dinge instand, statt irgendwo herumzusitzen. Das Anpacken liegt ihm. Hinzu kommt eine weitere Eigenschaft, die Laumi zum perfekten Hausfreund, wie die Mitarbeiter der Liegenschaftsverwaltung im Werksviertel-Mitte genannt werden, macht: seine Hilfsbereitschaft.
Jemand braucht eine Leiter – natürlich gleich sofort –, zehn Minuten später steht sie in seinem Büro. Eine große Lieferung muss ins Lager? Laumi und die anderen Hausfreunde packen an. Wenn Laumi vor einem Problem steht, dann erklärt er nicht, was alles nicht geht, sondern sucht Lösungen. Und das, ganz ohne sich von der Hektik oder dem Stress anstecken zu lassen, in den Büromenschen ob der Fülle der zu bewältigenden Aufgaben gerne fallen. Und weil er so ist, wie er ist – gelassen, ruhig und hilfsbereit –, mögen ziemlich viele Leute im Werksviertel den Laumi, der eigentlich Ernst Laumer heißt, aber so nennen ihn die wenigsten. Als Laumi bei der letzten Neujahrsfeier für seine mehr als 40-jährige Betriebszugehörigkeit ausgezeichnet wurde, standen binnen Minuten plötzlich alle im Saal auf und skandierten unter tosendem Applaus seinen Namen. „Laumi! Laumi! Laumi!“ Als hätte er das entscheidende Tor für die Bayern im Champions-League-Finale geschossen.
In ein paar Monaten, irgendwann im Jahr 2024, wechselt Laumi in die Altersteilzeit. Er hat sich für das Blockmodell entschieden. „Ich habe dann noch acht Monate Vollzeit. Danach bin ich acht Monate freigestellt.“ Und dann in Rente. Er freut sich schon jetzt darauf, endlich mehr Zeit für seine Familie und den eigenen Garten in Schechen in der Nähe von Rosenheim zu haben. Dort gibt es schließlich immer etwas zu tun. „Demnächst steht die Apfelernte an. Das Holz muss geschnitten werden …“. Er kann dann endlich auch mal länger in seinem Ferienhaus in Friedrichstadt im Norden bleiben. Vielleicht wird er sich dann auch ein paar Tiere zulegen. Und so sehr sich alle im Viertel für den Laumi ob dieser schönen Aussichten freuen, so sehr werden sie ihn und seine Ruhe, seine Gelassenheit und seine Hilfsbereitschaft in ein paar Monaten vermissen. Denn das entscheidende Tor für die Bayern im Champions-League-Finale, das haben schon viele geschossen. Aber einen wie den Laumi, den gibt‘s nur einmal. Und das Werksviertel, das muss erstmal zeigen, ob es überhaupt funktioniert ohne den Mann, der schon immer da war, selbst als es das Werksviertel noch gar nicht gab.
Was magst Du an Deiner Stadt? Ehrlich gesagt die Innenstadt. Ich mag das Leben dort. Zu sehen, dass sich etwas bewegt.
Was magst Du nicht an Deiner Stadt? Dass es so wenig stille Plätze gibt, an die man sich zurückziehen kann, wenn man Erholung oder Ruhe braucht.
Es braucht in einer Stadt immer beides: Das Leben und die Stille.
Dein Lieblingsort? Ich mag es ab und an im Zentrum einen Kaffee zu trinken und die Menschen zu beobachten.
Wann bist Du am liebsten in der Stadt unterwegs? Eher in der Früh. Mein Tag beginnt ja auch schonmeist um kurz nach Vier.