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International erfolgreicher Mix-Media-Künstler Michael Pendry im Werksviertel-Mitte

Vergangenes Jahr konnte das Werksviertel-Mitte den international erfolgreichen Mix-Media-Künstler Michael Pendry gewinnen. Da brauchte er dringend einen Raum, um seine Rauminstallation (spacial sculpture) „Heart“ aufzubauen, fünf Meter hoch, fünf Meter breit.

Die Installation Heart von Michael Pendry Copyright: Ivana Bilz, 2023

Das Herz, dessen Kontur sich eindrucksvoll vermittelt durch eine kühle, architektonische Gitterstruktur aus PVC- und Stahlröhren, sollte zusätzlich durch Licht und Ton verstärkt werden. Die filigrane Konstruktion, die bereits im Juni 2016 als „Heart Number One“ in der Heilig-Geist-Kirche zu erleben gewesen war, musste neu aufgebaut werden.

 

Der Raum war schnell gefunden. Im Erdgeschoss des Werk12, ohnehin immer wieder genutzt für Kunstaktionen, unter dem Fitness-Bereich des „body + soul“, hatte man genügend Platz. Die Skulptur war auch schon bestellt worden. Andrea-Elisabeth Lutz von der Erzdiözese München und Freising, zuständig für Kulturprojekte des Erzbischöflichen Ordinariats, hatte „Heart“ für die Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen im Rahmen der „langen Nacht der Musik 2023“ gebucht.

 

Als Pendry so das Werksviertel-Gelände besser kennen lernte, fiel ihm das Werk13 sofort auf. Der großzügige Bau in der Verlängerung des Technikums, Richtung Südosten, definierte mit dem da schon fast fertigen Werk 1.4 einen freien Platz, der schon vor Abschluss der Bauarbeiten die Qualität eines lebhaften öffentlichen Raums andeutete.

 

Das Werk13, im Inneren auf mehreren Ebenen verbunden durch raumsparende Wendeltreppen und überall erreichbar durch einen fahrbaren, fest installierten Lastenkran, schien Pendry mit seinen Studioflächen im ersten Stock ideal als Platz für Werkstatt und Begegnung. Er bewarb sich sofort. Seit Februar 2024 richtet er sich nun dort ein und hat bereits seine Produktion in einen attraktiven Lebensraum integriert.

 

Beim Gespräch mit ihm standen wir an einem der ersten schönen Tage auf der breiten Veranda des ersten Stock und spürten deutlich die Atmosphäre dieses neu erschlossenen Bereichs.

 

Wendeltreppe im WERK13
Copyright: Ivana Bilz, 2024
Michael Pendy Artlab im WERK13 Copyright: Ivana Bilz, 2024

Wie kam´s zu dieser international so begehrten Installation, beginnend mit „Heart Number One“ in der Heilig-Geist-Kirche vor acht Jahren? Ursprünglich wollte Andrea-Elisabeth Lutz ja die Tauben, „Les colombes“ („The white doves“) für die „lange Nacht der Musik“ haben. Diese hochgradig erfolgreiche Installation hatten Pendry und sein Team zwischen 2016 und 2020 bereits nach Jerusalem (Dormitio-Abtei der Benediktiner, Berg Zion), London (St. Martins-in-the-fields, Trafalgar Square), Salisbury (Salisbury Cathedral), San Francisco (Grace Cathedral), New York City (Church of the heavenly rest) und Washington DC (National Cathedral) geführt. In München waren die 2000 von Menschen aus aller Welt und aus allen Religionen gefalteten Tauben 2017 ebenfalls in der Heilig-Geist-Kirche schon einmal zu erleben gewesen.

 

Aber als Andrea-Elisabeth Lutz und Richard Kick vom Betroffenenbeirat ein vergoldetes Modell aus Stahl, auf einem Stück Felsen errichtet in Pendry´s Atelier sahen, gab es keinen Zweifel, dass die große Arbeit in der Kirche präsentiert werden müsste. Am 6. Mai 2023 brachen Mitglieder des Betroffenenbeirats der Erzdiözese in München zu einer Radpilgerfahrt in den Vatikan auf, um zehn Tage später das Modell Papst Franziskus in einem öffentlichen Akt zu überreichen. Der Bayerische Rundfunk begleitete die Pilgerreise in einer halbstündigen Dokumentation in seiner Sendereihe „Stationen“.

 

Bei all der Ehre, die Pendry hier zuteilwurde, versäumt er es nicht, darauf hinzuweisen, dass er nicht kirchlich oder konfessionell, schon gar nicht ideologisch vereinnahmt werden will. Der Universalismus seiner Kunst, so muss man sagen, gilt der Humanisierung des Menschen. In dieser Grundsätzlichkeit schlägt er Brücken von antiken Mythologien zur Moderne, fragt nach der Wiederkehr von altem Mythos in der Moderne, analysiert in Figurationen, studierte die weltumspannenden Bild-Interpretationen von C.G. Jung, deren zeitenüberdauernde psychologische Konsistenz.

 

Überall wo er aufbaut, setzt er sich daran, spontan die verschiedensten Leute in Bars, Restaurants aufzufordern, mit ihm die Tauben zu falten. Da stehen dann manchmal Notizen auf manchmal nicht perfekt nach Origami gefaltetem Papier. Traurige, hoffnungsvolle, skurrile. Diese über zweitausend individuellen, geflügelten Botschaften werden jedes Mal nach Abbau sorgfältig flach zusammengelegt und kommen in ein Flightcase. Dort steht es in seinem Studio im Werk13.

The White Doves von Michael Pendry Copyright: Copyright Ivana Bilz, 2021. All rights reserved.
Die Installation Heart von Michael Pendry Copyright: Ivana Bilz, 2023

Der Kosmopolit ist in jeder Hinsicht auch ein Universalist, was seinen künstlerischen Werdegang angeht. Zwischen München und London pendelnd, hat er nach einem Acting Graduate, auf dem besten Wege sein Diplom bei Prof. Olaf Metzel zu machen, der mit seiner Klasse auch auf dem Gelände der Kultfabrik arbeitete, es vorgezogen, zuerst sein Ingenieursstudium zu beenden. Ein Unbeirrbarer.

Für Betrachter, die an verschiedenen Orten seine Installationen erleben, entsteht in der Begegnung mit seinen pulsierenden, zur Bewegung aufrufenden Artefakten so etwas wie die Selbsterfahrung des eigenen Herzens, des eigenen Organismus als eines weltumspannenden. Das ist Kunst, die nicht erklärt werden muss.

 

Mit Michael Pendry hat das neue Werk13 einen wichtigen Künstler bekommen. Denn dazu ruft dieser Ort auf in seiner kooperativen Mischung aus Kunst und Werkstatt. Hier wird noch einiges entstehen.

 

Vieles aus dem umfangreichen Werk von Michael Pendry, auf das hier nicht eingegangen worden ist, sieht man hier

 

 

Text: Michael Wüst

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