Der Nachtkantine-Biergarten des neuen, griechischen Wirts und Lederhosenträgers Kosta liegt vom Balkon aus gesehen, schräg in einer Tiefe von circa 6 Metern und einer Entfernung von bis zu 20 Metern. Das beschreibt so ungefähr eine sehr ungewöhnliche Bühnen- respektive Publikumssituation. Aber das Werksviertel mit den vielfältigen Begegnungen seiner ganz unterschiedlichen „Siedler“ hat ja schon öfter ganz eigenwillige Ansprachen eines Publikums gefunden. Die erste Reihe vor dem Biergarten ist mit Liegestühlen bestückt und um 19 Uhr bereits gut besetzt.
Der Biergarten ist gut gefüllt, als Bandleader Christian, laut Website „Rampensau und Mädchen für alles“ und somit durchaus origineller Inbegriff moderner Diversität, das Publikum begrüßt. Schnell geht’s los mit zwei Bläsern, zwei Gitarristen, Bass, Schlagzeug und Sängerin.
In ihrer mainstreamigen Soul- und Jazzmischung der Zeit nach dem klassischen Mo-Town geht es über bluesige Hits wie „Moondance“ von Van Morrison zu berühmten Miles Davies-Standards wie „So what“ oder „Time after Time“ und gerne zu Bill Withers mit „Lonely Day“ oder „Just the two of us“. Dazwischen lassen sich auch noch Cantaloop-funky-funky und „Don’t change Horses“ einlagern. Die Bläser liefern die Themen sauber ab. Sängerin Simone singt alles ein bisschen zu ladylike, aber mit verlässlichem Bass groovt und schwappt die Stimmung sicher durch manche solistischen Untiefen.
Michael Niedermair macht es zusehends Spaß, er sitzt im Biergarten bei einem Kunden und er übt jetzt auch wieder selbst Gitarre. Mit 17 hatte er doch schon bei den Heavy Mörtels gespielt und dann bei den Spezi Cowboys, die es angeblich immer noch gibt. Na gut! Mal sehen, was da noch so alles auf den Kulturbalkon zukommt.
Text: Michael Wüst