Das Ende einer Ära – und der Beginn von etwas Neuem
Dieser letzte Dezembertag 2015 läutete das Ende der Zwischennutzung des Geländes als Kulturareal durch den Kunstpark Ost und die Kultfabrik ein. 19 Jahre lang hatten KPO und Kufa das Münchner Nachtleben aus dem Dornröschenschlaf geküsst und für immer verändert: Unvergessen sind etwa die legendären All Area Partys an Ostern, im Sommer, zur Wiesn, oder an Halloween. Die Menschen tanzten durch 26 Clubs, wechselten am selben Abend nach Lust und Laune von einem in den nächsten. Die Betreiber unterstützten sich, wo sie nur konnten. Bei den All Area Partys packten alle mit an, zur letzten, an Halloween strömten 10.000 Besucher auf das Gelände, um die gruseligste Nacht des Jahres zu feiern.
Das Werksviertel-Mitte: Geprägt von der Zwischennutzung
Die Zeit der Zwischennutzung war prägend. Nicht nur für die Münchner Kultur- und Clubszene, die hier ein so abwechslungsreiches und dynamisches zuhause gefunden hatte, sondern auch für die Planer, die sich Gedanken darüber machten, wie das Stadtquartier aussehen sollte, das hier in den kommenden Jahren entstehen würde. Es war doch im Grunde alles, was man sich für das neue Viertel wünschte – das Leben, die Kreativität, die Unterhaltung, die Überraschung –, schon da. Ohne dass ein einziger Stein bewegt worden wäre. Statt alles neu zu planen und zu bauen, überlegten die Planer daher, wie sich dieser besondere Geist der Zwischennutzung und die Geschichte des Industrieareals mit der Zukunft des Viertels verbinden ließen: die besondere Idee des Werksviertel-Mitte war geboren.
Und heute? Ein Viertel voller Leben
Bis heute ist spürbar, was vor zehn Jahren die Menschenmassen fasziniert hat und was bis heute in unserem Viertel weitergetragen wird: die Lebensfreude und die Vielfalt. Das Werksviertel-Mitte lebt in Einklang mit seiner Geschichte, ob es nun die Zeit der Pfanni-Knödel ist, deren Produktion zwischen 1994 und 1996 stillgelegt wurde und an die an vielen Orten im Viertel subtil erinnert wird, oder die wilde kreative Zeit der Kultfabrik, die bis heute fortlebt. Einige Künstler und Handwerker aus der Zeit der Zwischennutzung sind zum Beispiel noch heute bei uns auf dem Gelände zu finden. Friseurmeisterin Violetta etwa schnitt schon vor 20 Jahren tolle Frisuren und macht es bis heute. Geradi tanzte früher durch Clubs wie den Natraj Temple und ist heute als Schlosser und kreativer Gestalter für das Viertel tätig. Und gefeiert wird natürlich immer noch: Es gibt ganze 17 Veranstaltungsorte im Viertel. Dazu gehören Clubs, Bars, Eventlocations und Konzerthallen. Zusätzlich gibt es im Sommer Technofestivals, die Menschenmassen ins Viertel ziehen. Und das Beste: Sogar die All Area Party wurde 2025 an Halloween zurück ins Leben gerufen, jene Party, die zuletzt vor zehn Jahren stattgefunden hatte.
Eine beeindruckende Transformation
Und so fühlte es sich an, als würde sich nach 10 Jahren endlich ein Kreis schließen: Wieder einmal verwandelte sich das Werksviertel-Mitte in ein gruseliges Geisterviertel und 20.000 Menschen kamen zu uns in das Viertel, um auf dem Streetfood Panda Festival, in den Restaurants und den Clubs und Bars unterwegs zu sein. Spektakulär. Die Geschichte des Werksviertel-Mitte ist eben die Geschichte einer gelungenen Transformation – von der industriellen Produktion über die wilde Kultfabrik-Zeit bis hin zum lebendigen Stadtquartier von heute. Was diese Transformation möglich machte, ist der Geist der Offenheit, der Kreativität und des Miteinanders. Diese Zutaten machen unser Viertel zu einem Ort, an dem Geschichte lebendig ist und die Zukunft bereits begonnen hat.